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Brestrichs Nr. 9 und 10 Eine eindrucksvolle Vorstellung der
technisch versierten Berliner. Ihrem beweglichen Offensivspiel zuzuschauen machte Freude, auch wenn es die Veltener Fans natürlich ganz anders empfanden. Sie hatten nach dem jüngsten 1:1 ihrer Elf bei den Berliner Füchsen eine
weitere Überraschung im Sinn. Pustekuchen! Guten Kombinationsfußball zu bieten setzt individuelle technische Fähigkeiten voraus. Diese besitzen die zahlreichen ehrgeizigen Jungtalente ebenso wie die Routiniers in ihrer Rolle
als ständige Antreiber - das selbstredend im positiven Sinne. Und da stand mit dem 30jährigen Brestrich einer von zahlreichen herausragenden Akteuren im Zentrum der FCB-Abwehr, die sich nur in den ersten 20 Minuten der zweiten
Halbzeit unter Druck setzen ließ, aber auch hier stets die Kontrolle über Spiel und Gegner im Auge behielt. Und weil der Abwehrstratege darüber hinaus im Konzept angriffsfreudigen Spiels aus allen Mannschaftsteilen heraus noch
zweimal die Übersicht in nicht unbedingt torreifen Situationen behielt, avancierte er zur Nummer 1 dieser Partie. Und zwar mit den Saisontreffern neun und zehn. Respekt!
Über 45 Minuten hinweg lief Velten Ball und
Gegner förmlich hinterher, sah sich außerstande, den vom bulligen Lenz sicher beherrschten Goschin in der Spitze wirkungsvoll zu entlasten. Da prägten und bestimmten die Berliner den Rhythmus ganz allein und variierten ihn mit
spielverlagernden Diagonalpässen (Jesse) ganz nach ihren Vorstellungen. Immer wieder trieben Henschel, der Mann direkt im Rücken der beiden Spitzen, Zöphel, Oesker und andere zur Eile, um den Kontrahenten mit teilweise
verwirrenden Zügen schließlich zu schwächen und systematisch zu entnerven, wie mit dem 2:0 und danach folgenden Chancen zuhauf. Und man wird beim FSV noch lange ein Lied darüber singen, wie der kleine, wieselflinke Franke allen
immer wieder davonlief, Haken schlug wie ein Hase. Veltens Aufbäumen war nur kurzzeitig. Echt durchsetzen konnte sich eigentlich keiner aus dieser Elf, die im weiteren Verlauf dann noch einen zusätzlichen Ballast mit sich
herumschleppen mußte: nachlassende Kraft. Zumal Einzelaktionen (Schlegel, Berndt, Goschin) den Stil prägten, von taktischer Geschlossenheit nicht die Rede sein konnte. Das alles erstickte der FCB in selbstbewußt-gekonnter
Manier bereits im Keime.
FSV Velten 1990:
Wendorff; Berndt; Korsch, Senger; Nolting (72. Jäpel), Weichmann, Tolmatschew, Beutler, Schlegel; Goschin █, Koslow FC Berlin:
Oster; Brestich; Lenz, Reckmann; Jesse, Zöphel, Henschel, Oesker, Müller (63. Nikol); Franke, Abdelhamid
0:1 Brestrich (14.) 0:2 Oesker (68.)
0:3 Brestrich (83.)
Schiedsrichter: Feibig (Osterburg)
Zuschauer: 212
Dieter Buchspieß, Fußballwoche, 02.05.1994

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