28. Spieltag 1993/94: FSV Velten 1990 - FC Berlin 0:3

Brestrichs Nr. 9 und 10
Eine eindrucksvolle Vorstellung der technisch versierten Berliner. Ihrem beweglichen Offensivspiel zuzuschauen machte Freude, auch wenn es die Veltener Fans natürlich ganz anders empfanden. Sie hatten nach dem jüngsten 1:1 ihrer Elf bei den Berliner Füchsen eine weitere Überraschung im Sinn. Pustekuchen! Guten Kombinationsfußball zu bieten setzt individuelle technische Fähigkeiten voraus. Diese besitzen die zahlreichen ehrgeizigen Jungtalente ebenso wie die Routiniers in ihrer Rolle als ständige Antreiber - das selbstredend im positiven Sinne. Und da stand mit dem 30jährigen Brestrich einer von zahlreichen herausragenden Akteuren im Zentrum der FCB-Abwehr, die sich nur in den ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit unter Druck setzen ließ, aber auch hier stets die Kontrolle über Spiel und Gegner im Auge behielt. Und weil der Abwehrstratege darüber hinaus im Konzept angriffsfreudigen Spiels aus allen Mannschaftsteilen heraus noch zweimal die Übersicht in nicht unbedingt torreifen Situationen behielt, avancierte er zur Nummer 1 dieser Partie. Und zwar mit den Saisontreffern neun und zehn. Respekt!

Über 45 Minuten hinweg lief Velten Ball und Gegner förmlich hinterher, sah sich außerstande, den vom bulligen Lenz sicher beherrschten Goschin in der Spitze wirkungsvoll zu entlasten. Da prägten und bestimmten die Berliner den Rhythmus ganz allein und variierten ihn mit spielverlagernden Diagonalpässen (Jesse) ganz nach ihren Vorstellungen. Immer wieder trieben Henschel, der Mann direkt im Rücken der beiden Spitzen, Zöphel, Oesker und andere zur Eile, um den Kontrahenten mit teilweise verwirrenden Zügen schließlich zu schwächen und systematisch zu entnerven, wie mit dem 2:0 und danach folgenden Chancen zuhauf. Und man wird beim FSV noch lange ein Lied darüber singen, wie der kleine, wieselflinke Franke allen immer wieder davonlief, Haken schlug wie ein Hase. Veltens Aufbäumen war nur kurzzeitig. Echt durchsetzen konnte sich eigentlich keiner aus dieser Elf, die im weiteren Verlauf dann noch einen zusätzlichen Ballast mit sich herumschleppen mußte: nachlassende Kraft. Zumal Einzelaktionen (Schlegel, Berndt, Goschin) den Stil prägten, von taktischer Geschlossenheit nicht die Rede sein konnte. Das alles erstickte der FCB in selbstbewußt-gekonnter Manier bereits im Keime.

FSV Velten 1990:
Wendorff; Berndt; Korsch, Senger; Nolting (72. Jäpel), Weichmann, Tolmatschew, Beutler, Schlegel; Goschin
, Koslow
FC Berlin:
Oster; Brestich; Lenz, Reckmann; Jesse, Zöphel, Henschel, Oesker, Müller (63. Nikol); Franke, Abdelhamid

0:1 Brestrich          (14.)
0:2 Oesker             (68.)
0:3 Brestrich          (83.)

Schiedsrichter:        Feibig (Osterburg)
Zuschauer:             212


Dieter Buchspieß, Fußballwoche, 02.05.1994